MicuraPharm-Geschäftsleitung im Interview
Edgar Mähringer-Kunz und Pierre Mähringer-Kunz erläutern, welche Vision sie für die Medikamentenversorgung verfolgen und wie die Idee zur Gründung der MicuraPharm kam.
"Wir lösen das Unlösbare" - diese Leitidee begleitet Edgar Mähringer-Kunz seit mehr als 20 Jahren. Als Sondermaschinenbauer hat er bereits viele automatisierte Produktionsprozesse unter anderem für Stents, Herzschrittmacher und Cochlea-Implantate umgesetzt. Ebenso gehören Anlagen zur Herstellung Knie- und Hüftgelenkprothesen zur Erfolgsgeschichte dazu. Dennoch stellt die Entwicklung des D³ Daily Dose Dispensers von KNAPP auch für ihn eine außergewöhnliche Innovationsleistung dar.
Zusammen mit Sohn Pierre Mähringer-Kunz möchte der Seniorchef das Potenzial, welches in der Verblisterung mit Medikamenten steckt, nutzen, um eine sichere und effiziente Versorgung chronisch kranker Patienten zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen Apotheken sich zukunftssicher aufstellen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken können.
Hierfür haben Vater und Sohn 2022 die MicuraPharm gegründet. Im Gespräch geben sie Einblicke in ihre Motivation, die Entstehungsgeschichte des D³ Daily Dose Dispensers und welche Projekte sie in Zukunft noch verfolgen möchten:
Was war die Motivation bzw. Leitidee hinter der Entstehung des D³ Daily Dose Dispensers?
Edgar Mähringer-Kunz: Ich habe im eigenen Familienkreis erlebt, welche fatalen Folgen eine fehlerhafte oder ausbleibende Einnahme von Medikamenten bei chronisch kranken Patienten haben kann. Beim manuellen Stellen der Tabletten lassen sich Fehler nicht vermeiden. Besonders vor dem Hintergrund, dass sich sowohl Apotheken als auch Alten-/Pflegeheime mit Personalmangel und Zeitdruck konfrontiert sehen, besteht hier dringender Handlungsbedarf.
Diese Sicherheitslücke in der Medikamentenversorgung zu schließen, war der Antrieb für die Entwicklung des heutigen D³ Daily Dose Dispensers. Mit unserer Anlage, die vollautomatisch und mit einem Höchstmaß an Sicherheit Wochenblister herstellt, können wir einen enormen Innovationsschub für die pflegerische Versorgung bewirken. Apotheken und Pflegemitarbeiter werden nachhaltig entlastet und können ihre Arbeit effizienter ausführen.
Wann haben Sie die ersten Entwicklungen zum D³-System aufgenommen und was waren die größten Herausforderungen bei diesem innovativen Projekt?
Edgar Mähringer-Kunz: Erste Prototypen-Versuche haben wir bereits 2008 mit der Entwicklung eines modularen automatischen Systems zur Verblisterung unternommen. Vor etwa fünf Jahren ging es dann in die konkrete Entwicklung des D³ Daily Dose Dispensers. Da es sich um eine vollkommen neuartige Anlage handelt, mussten wir in den vergangenen Jahren ein paar Herausforderungen lösen. In diesem Kontext ist das Herzstück der Anlage – das vollautomatisierte Ausdrückmodul zum Entblistern der Tabletten – eine besondere Entwicklungsleistung. Wir mussten nicht nur die hohe Geschwindigkeit, sondern auch ein Höchstmaß an Kontrolle sicherstellen. Aus diesem Grund sind mehrere visuelle und sensorische Qualitätssicherungen in der Anlage verbaut, welche gewährleisten, dass in jedem Becher auch die richtige Tablette liegt. Als finale Herausforderung müssen wir nun die Validierung erfolgreich abschließen, um unsere Weltneuheit auch in die Apotheken zu bringen.
Mit KNAPP haben Sie sich einen starken Partner mit ins Boot geholt. Wie kam die Zusammenarbeit beim D³ Daily Dose Dispenser zustande?
Edgar Mähringer-Kunz: Hinter der KNAPP AG stehen bereits der für den Apothekenmarkt bekannte Kommissionierautomat ApoStore und die Point of Sale Lösung Adcommander. Für unseren Partner aus Graz ist das Projekt um den D³ Daily Dose Dispenser daher eine Intensivierung ihrer Geschäfte im Bereich Healthcare.
Bei der Entwicklung der Anlage konnten beide Seiten – MicuraPharm und KNAPP – ihre Kompetenzen vereinen. Zusammen mit KNAPP konnte eine ganzheitliche Systemlösung entwickelt werden, die ein umfangreiches und effizientes Warenlager an den D³ Daily Dose Dispenser angliedert.
Welche Zukunfts-Vision haben Sie für die Versorgung mit Medikamenten in der Pflege?
Pierre Mähringer-Kunz: Die Medikamentenversorgung der Zukunft muss vor allem sicher, effizient und an die Bedürfnisse aller Beteiligten angepasst sein. Apotheker benötigen eine wirtschaftliche und zukunftsfähige Lösung, um die steigende Anzahl an Wochenblistern herstellen zu können. Während Pflegefachkräfte zunehmend entlastet werden müssen, um sich ihren Kernaufgaben widmen zu können. Der Patient als Endverbraucher profitiert von einer sicheren Gesundheitsversorgung, die ein selbstbestimmtes Leben in den Fokus stellt.
Welche Rolle nimmt die MicuraPharm hier ein?
Pierre Mähringer-Kunz: Wir unterstützen Apotheken bei der Umstellung ihrer manuellen Prozesse in eine vollautomatische Verblisterung. Mit dem D³ Daily Dose Dispenser legen wir den Grundstein für eine sichere, schnelle und effiziente Versorgung mit Patientenblistern. Dies beinhaltet nicht nur die Auslieferung der Anlage. Darüber hinaus unterstützen wir bei der Vernetzung zu Pflegeheimen beziehungsweise Pflegediensten, um ein stabiles Versorgungscluster aufzubauen.
Das D³-System bedeutet für den Prozess der Verblisterung einen gewaltigen Innovationsschub. Welche Bereiche in der Versorgung mit Medikamenten möchten Sie zukünftig noch optimieren?
Pierre Mähringer-Kunz: Betrachten wir zunächst den aktuellen Ausbau des D³ Daily Dose Dispensers, so sind wir auf 7x5 Becherblister limitiert. Für kommende Serien sind weitere Dosierungseinheiten denkbar, beispielsweise 7x4 oder 7x3. Gehen wir noch weiter, möchten wir zukünftig Klinikapotheken mit Tagesblistern versorgen, um kurzfristig notwendigen Medikationsänderungen gerecht zu werden.
Wir bedanken uns bei unserer Geschäftsleitung, dass sie sich die Zeit für das Gespräch genommen haben.